Pränataler Schnelltest

  1. Startseite
  2. Diagnostik
  3. Zytogenetik
  4. Molekulare Zytogenetik
  5. Pränataler Schnelltest

Der pränatale Schnelltest stellt eine Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) an Interphasekernen unkultivierter Fruchtwasserzellen dar.

Allgemeines

Etwa jedes 200ste Kind wird mit einer Chromosomenaberration geboren. Grundsätzlich können diese Störungen im Rahmen einer pränatalen zytogenetischen Diagnostik mittels Chromosomenanalyse nach Fruchtwasserzellkultur erkannt bzw. ausgeschlossen werden. Mit einer Chromosomenanalyse werden sowohl zahlenmäßige als auch strukturelle Veränderungen aller Chromosomen erfasst. Das Ergebnis einer solchen kompletten Chromosomendiagnostik nach Zellkultur, Färbung und Analyse liegt nach etwa 2 Wochen vor. Diese Wartezeit wird von den Schwangeren oft als sehr beunruhigend und verunsichernd empfunden.

Der pränatale Schnelltest ist ein molekular-zytogenetisches Untersuchungsverfahren, welches mittels direkter Analyse an Interphasekernen unkultivierter fetaler Zellen (z. B. Fruchtwasserzellen) innerhalb kürzester Zeit den Ausschluss von etwa 85 Prozent aller relevanten Chromosomenstörungen beim Menschen ermöglicht.

Dabei werden zahlenmäßige Veränderungen (Aneuploidien) der Chromosomen 13, 18, 21 sowie der Geschlechtschromosomen und die Triploidie erfasst. Das Ergebnis liegt innerhalb eines Werktages nach Probeneingang im Labor vor. Die Zeit einer emotionalen Belastung der Schwangeren kann somit wesentlich verkürzt werden (siehe auch Ergebnisse).

Methode

Im Test lagern sich DNA-Sonden direkt an spezifische Regionen der zuvor genannten Chromosomen in Interphasekernen nativer kindlicher Zellen an (Hybridisierung). Der Nachweis (Detektion) der gebundenen DNA-Sonde erfolgt durch einen gekoppelten Fluoreszenzfarbstoff, welcher nach entsprechender Anregung im Fluoreszenzmikroskop als fluoreszierender Punkt (einem sogenannten Signal) sichtbar wird.

Findet man z.B. nach Hybridisierung einer spezifischen Sonde für das Chromosom 21 in der Mehrzahl der analysierten Zellkerne zwei Signale (siehe Abbildung 1), so ist in der Regel vom Vorliegen von zwei Chromosomen 21, d. h. einer Disomie 21 und somit von einem unauffälligem Interphasekernbefund auszugehen.

Abbildung 1: Unauffälliger Interphasekernbefund der Chromosomen 13 (grün) und 21 (rot).

Werden dagegen in der Mehrzahl der Zellen drei Signale (siehe Abbildung 2) beobachtet, spricht das für das Vorhandensein einer Form der Trisomie 21 und es muss beim Kind von einem Down-Syndrom ausgegangen werden.

Abbildung 2: Auffälliger Interphasekernbefund für Chromosom 21 (rot).

Aussage und Grenzen

Die Ergebnisse großer Studien belegen eine außerordentlich hohe Konkordanzrate von 99,8 % zwischen den Ergebnissen des Schnelltests und der konventionellen Zytogenetik hinsichtlich der spezifisch untersuchten Chromosomenanomalien (Treppenberg et al.: Prenat. Diagn., 21, 293-301, 2001). Der Schnelltest hat eine Sensitivität von 99,6 % und eine Spezifität von 99,98 %.

In den meisten Fällen ist der FISH-Befund unauffällig. Solche Ergebnisse führen zu einer weitgehenden Beruhigung der Schwangeren mit positiver Auswirkung auf die Mutter-Kind-Beziehung.

Bei auffälligem FISH-Befund und nicht entsprechendem Ultraschallbefund ist stets das Ergebnis herkömmlicher Chromosomendiagnostik abzuwarten, bevor Entscheidungen über die Schwangerschaft gefällt werden.

Bei auffälligem FISH-Befund und entsprechend auffälligem Ultraschallbefund kann nach intensiver Beratung der Patientin ein Schwangerschaftsabbruch durchgeführt werden

(Zitiert nach Eiben et al.: Deutsches Ärzteblatt, 95, Heft 21, A1304-1306, 1998)

Grenzen des pränatalen Schnelltests

  1. Insgesamt werden durch den FISH-Test etwa 15 Prozent klinisch relevanter Befunde nicht erkannt, d. h.
    – es werden nur Aneuploidien der spezifisch untersuchten Regionen der Chromosomen 13, 18, 21 und der Geschlechtschromosomen X und Y erfasst
    – Aneuploidien anderer Chromosomen und insbesondere Strukturaberrationen aller Chromosomen werden nicht erkannt
    – bei Vorliegen von Mosaikformen numerischer Aberrationen der Chromosomen 13, 18, 21 und der Gonosomen ist die diagnostische Aussagekraft des Tests
    eingeschränkt.

Die Durchführung einer regulären Chromosomenanalyse ist deshalb weiterhin obligat. Der Endbefund einer pränatal-zytogenetischen Diagnostik sollte nur im Zusammenhang mit dem Ergebnis der Chromosomenanalyse nach Zellkultur erstellt werden.

  1. Es sollten nur makroskopisch unauffällige Fruchtwasserproben für den Schnelltest verwendet werden. Bei blutigen Proben besteht ein hohes Risiko einer Fehldiagnose infolge maternaler Kontamination.
  1. Aufgrund einer methodisch bedingten Fehlerrate reicht es für die Diagnosestellung nicht aus, einzelne Zellkerne isoliert auszuwerten. Die Untersuchung sollte sich auf 30 Kerne je DNA-Sonde stützen. Die Grenzwerte für unauffällige und auffällige Ergebnisse müssen durch qualitätssichernde Maßnahmen laborintern regelmäßig ermittelt bzw. kontrolliert werden.

Zur Orientierung dienen hierbei folgende Werte:

über 90 % der Kerne mit unauffälligem Signalmuster unauffälliges Ergebnis
über 60 % der Kerne mit auffälligem Signalmuster auffälliges Ergebnis
10 – 60 % der Kerne mit auffälligem Signalmuster kontrollbedürftiges Ergebnis

(Deutsche Gesellschaft für Humangenetik e.V.: S2-Leitlinie Humangenetik)

Material

Angaben zum Untersuchungsmaterial, der Probenentnahme und zum Versand der Proben finden Sie hier.

Kosten

Wir weisen darauf hin, daß der pränatale Schnelltest keine vertragsärztliche Leistung darstellt. Wenn ein schneller Ausschluss fetaler Aneuploidien der Chromosomen 13, 18, 21 und der Geschlechtschromosomen von der Schwangeren gewünscht wird, müssen die Kosten von EUR 173,71 selbst getragen werden.

Menü